Nach den warmen Vorjahren zeigt sich 2024 im Rheingau als wohltuende Rückkehr zur Klassik. © VDP, Peter Bender
Best of Rheingau GG - Rückkehr zur Klassik mit in der Spitze Weltklasse-Rieslingen
Nach den warmen Vorjahren zeigt sich 2024 im Rheingau als wohltuende Rückkehr zur Klassik. Ein sicher herausfordernder Jahrgang, der aber in der Spitze einige Weltklasse-Weine vorhält. Und obgleich diese historische Prestigeregion gerne mal viel zu undifferenziert und pauschal als „Sich-auf-den-Lorbeeren-der Vergangenheit“ ausruhend gescholten wird, hat sie neben dem großartigen historischen Erbe und ziemlich einzigartigen Events auch viel Substanz, Facettenreichtum und Weiterentwicklung zu bieten. Vor allem das unten erwähnte Quintett zeigt sich enorm dynamisch. Schloss Johannisberg feilt unter der Regie von Stefan Doktor weiter an seinem individuellen Stil, ebenso Achim von Oetinger, der mit seinem Marcobrunn ein Meisterstück abgeliefert hat. Ganz zu schweigen von Peter Bernhard Kühn, der einmal mehr eine grandiose Kollektion abgeliefert hat. Und klar geht Wilhelm Weil als Gallionsfigur weiter voran, inzwischen unterstützt durch seine Kinder Marie-Charlotte und Robert. Aber auch andere drehen weiter an den Qualitätsschrauben und an der Herausarbeitung der Lagen: Wie etwa August Kesseler und Wegeler – beide zeigen eine klare Tendenz nach oben und präsentierten spannende 2024er Rieslinge. Zur Spitze der Region gehört auch Gunter Künstler, der inzwischen eine ganze Phalanx an GG-Rieslingen abfüllt, von denen mich neben der beeindruckend konzentrierten und doch vitalen Hölle und dem Berg Rottland vor allem auch der Pfaffenberg und die Weißerd mit ihrem kalkig-mineralischen Druck begeistert haben. Und natürlich gehören Theresa Breuers territoriale Bergweine zu den Top-Weinen des Jahrgangs und mit Eva Fricke hat der Rheingau ein weiteres Juwel im Portfolio.
Stefan Doktor hat den Rieslingen des altehrwürdigen Schlosses graduell einen neuen Stil verliehen.
Rückkehr zur Klassik
Zurück zur Klassik heißt es auch bei vielen anderen Winzern – wie etwa bei Mark Barth, dessen Sekte längst zur Spitze des Landes gehören und dessen Rieslinge immer präziser und charaktervoller werden. Oder bei Allendorf, wo der junge Max Schönleber handwerklich arbeitet.
Auch bei Kloster Eberbach ist in den vergangenen Jahren ein positiver Trend klar erkennbar: Die Premium-Weine haben in den vergangenen Jahren deutlich an Profil gewonnen und mit dem Führungswechsel soll künftig das Portfolio gestrafft und der Fokus noch konsequenter auf Premium-Lagen gelegt werden.
Seit über einem Jahrzehnt stehen die klassisch-eleganten Weine von Spreitzer und die stoffig-cremigen Rieslinge von Jung für Rheingauer Stil, Beständigkeit und gehören zu den verlässlichsten Größen der Region.
Theresa Breuer freute sich, dass der Rüdesheimer Berg nach vielen Jahren der Trockenheit endlich wieder genügend Wasser hatte. „Der Rüdesheimer Berg konnte aufatmen. 2024 bringt extrem vibrierende und geradlinige Weine, genau nach unserem Geschmack", erzählt sie mir.
An die Spitze gearbeitet haben sich in den vergangenen Jahren auch der junge Philipp Corvers vom Weingut Corvers-Kauter – mit kristallklaren Weinen, fantastischen Rieslingen und eleganten Spätburgundern. Eine ausführliche Sonderstory dazu findet sich im Abonnentenbereich.
Zur Spitze der Region gehören inzwischen auch die kristallklaren Weine von Corvers-Kauter – allen voran die fantastischen Rieslinge und die eleganten Spätburgunder. Im Abonnentenbereich findet sich dazu eine ausführliche Sonderstory. Es folgen weitere Sonderstories zu den Top-Kollektionen von Kühn, Weil (mit ausführlichem Video-Interview) und Breuer.
Auch bei den Spätburgundern ist eine wohltuende Rückbesinnung auf weniger Holz, Extraktion und vordergründigen Aromen hin zu mehr Eleganz und klassische Machart zu spüren. Begeistert haben insbesondere die Spätburgunder von Corvers-Kauter und Kloster Eberbach – beide mit sehr stilvollen Weinen aus den Top-Lagen Rüdesheimer Schlossberg und Assmannshäuser Höllenberg.
Peter Bernhard Kühn hat allen Grund zur Freude: Er steht mit seinem Schlossberg 2023 und 2024 (Fassprobe) sowie dem St. Nikolaus 2023 und 2024 (Fassprobe) erneut ganz oben auf dem Treppchen. Glückwunsch!
Fazit:
2024 zeigt sich im Rheingau als klassisch-mittelreifes Jahr, das die enorme mikroklimatische Vielfalt vom wärmeren Osten bis zu den kühleren Berglagen gut zum Ausdruck bringt. Die 2023er zeigen sich dichter und substanreicher, aber auch der frischere und feinere 2024 ist in der Spitze grandios mit einigen Ausnahmeweinen. Die besten Rieslinge (meist GGs) sind elegant und zeigen dank guter Extrakte eine wunderbare Liasion aus Konzentration, subtiler Spannung und Rheingauer Würze. Ein Jahrgang, der reifen darf – und in einigen Jahren in der Retrospektive für eine positive Überraschung sorgen kann.
Haltung, Historie und Beständigkeit – und dazu ein unvergleichliches Lagenmosaik mit mikroklimatischen Feinheiten und einer Landschaft von beeindruckender Schönheit: Das ist der Rheingau.Zwischen großen Namen und geschichtsträchtigen Schlössern behauptet sich eine neue Generation an der Spitze. Peter Jakob Kühn, Philipp Corvers, Achim von Oetinger, Stefan Doktor, Theresa Breuer und Eva Fricke stehen für den modernen Rheingau – eine Region, die ihr historisch wertvolles Erbe bewahrt, sich zugleich aber facettenreich neu erfindet und ihren Platz unter Deutschlands führenden Weinregionen festigt.